Australien-Umrundung Teil 3

Meine Australien-Umrundung Teil 3


13. 7. 14 Die Rest Area am Strassenrand

Nach einer etwas längeren Vorbereitungsphase bin ich endlich unterwegs und der erste Tag meiner Tour rund um Australien ist soeben in einem Flussbett zu Ende gegangen. Ich wollte eigentlich auf einem Campingplatz übernachten, doch die Besitzer waren sehr unfreundlich, von Hilfsbereitschaft für Radfahrer keine Spur.
Hier in diesem Flussbett muss es in der Regenzeit wild zugehen. Große Baumstämme liegen kreuz und quer. Bäume mit tiefergehenden Wurzeln haben sich geweigert den Gewalten der Natur nachzugeben. Die hartneckigen Bäume stehen schief, aber sie haben den Fluten getrotzt und sind im ausgetrockneten Flussbett stehen geblieben. Dazwischen gibt es schöne sandige Stellen, auf denen ich mein Zelt aufstellen kann. Gleich werde ich ein Feuerchen machen und mir eine Mahlzeit zubereiten. Es waren knappe 80 Kilometer, die ich heute gefahren bin, und für den ersten Tag bin ich zufrieden.
Während der Nacht hat es gerade genug geregnet, um mich zu ärgern. Ich hatte das Überzelt nicht benützt, da es am Himmel nicht nach Regen aussah. Um ein Uhr morgens musste ich dann aber doch raus, es regnete einfach zu viel um trocken zu bleiben. Am frühen Morgen als die ersten Sonnenstrahlen auf das ausgetrocknete Flussbett fielen, war mir klar, dass ich zuerst Schadensbegrenzung betreiben muss. Das Aussenzelt sah aus wie eine nasse Wursthaut. Das Innenzelt und der Schlafsack sind allerdings trocken geblieben. Das triefende Überzelt stopfte ich in einen wasserdichten Beutel, packte es auf den Gepäckträger und fuhr sehr zeitig los. Der Morgen ist einfach fanastisch zum Radfahren. Es ist kühl und wenig Verkehr und mit ein bisschen Glück sieht man Tiere und die verschiedensten Vogelarten
In der Zwischenzeit ist es 10 Uhr geworden und ein angenehmer Rückenwind hat mich Kilometer für Kilometer weiter hinein in das australische Outback geschoben. So kann ich mir eine Fahrradtour in Australien gut vorstellen. Wenig Verkehr, Sonnenschein, Rückenwind und ein nasses Zelt auf dem Gepäckträger!!! Genau, dass sind die kleinen Probleme des Tourenfahrers. Ach wie schön zu wissen, dass mein Problem nur ein kleines nasses Zelt auf dem Gepäckträger ist. Ich bräuchte nur stehenbleiben, das Zelt auf den Boden werfen. Der Wind und die Sonne würden Kräfte vereinen und mein Überzelt in 5 Minuten trocken blasen.
Der Wunsch zum Weiterfahren ist stärker und ich trete richtig in die Pedale um bis zur nächsten REST AREA am Strassenrand zu kommen. Eigentlich müsste ich gar nicht mit dem Fahrrad unterwegs sein. Alternativ hätte ich auch zuhause bleiben können um am Computer sitzend irgendwelche Konzepte zu bearbeiten. Ich hätte auch um 10 Uhr morgens in den Pool springen können um meine Runden zu schwimmen. Den Sunbirds im Garten beim Nektarsammeln zusehen und mich mit Pink Floyd oder Brian Ferry and Roxy Musik berieseln lassen können. Die Freiheit zu haben mit dem Fahrrad die Insel Australien zu umrunden ist mir aber jetzt wichtiger.
Die ewige Lust auf Radfahren und Abenteuer haben mich bis hierher ins australische Outback gebracht. Der Weg ist ja bekanntlich nicht nur das Ziel, sondern der Weg füttert auch mein Hirn mit Gedanken die ich zuhause vor dem Computer sitzend nie gehabt hätte. Einsichten und Aussichten die ich aus der Fahrradperspektive erlebe sind die Bausteine meiner Ansichten und Lebenseinstellungen geworden.
Ich halte bei einer Rest Area neben der Strasse. Die sind gedacht und gemacht für Menschen die eine kurze Pause während einer langen Autofahrt einlegen möchten. Schlicht und einfach werden diese Plätze am Strassenrand ins Outback gestellt und in den Boden zementiert, damit nichts mitgenommen werden kann. Manchmal gibt es sogar einen Wassertank mit fragwürdigem Inhalt. Ein verwittertes Schild klebt auf dem Tank mit dem Hinweis “Water not safe to drink.” Die Mülltonnen haben ein Gitter über der Öffnung um den Raben, Ratten, Dingos, Wildhunden und den riesigen wild gewordenen Katzen das nächtliche Wühlen in den Abfalltonnen zu erschweren. Das in den Boden zementierte BBQ wird sehr oft als eine Erweiterung zu den bis zum Rand gefüllten Mülltonnen gesehen. Leere Bierdosen, Flaschen und sonstiges Allerlei liegt herum und verunstaltet den eigentlichen Sinn des BBQ’s. Wenn die Menschen die vollen Flaschen, Tüten und Schachteln bis hierher transportiert haben frage ich mich warum man die leeren Behälter nicht wieder mitnehmen kann? Aber auch dies ist ein Teil der australischen wegwerf Gesellschaft geworden. Wohin mit dem Müll?
Die rostige Grillplatte müsste man zuerst schrubbeln und rubbeln und dazu habe ich in der Tat keine Lust und auch kein Bedürfnis. Manchmal steht sogar eine übelst stinkende Toilette am Platz, doch die vielen weissen Papierchen die in den Sträuchern im Umkreis der Rest Area im Winde wehen deuten schon darauf hin, dass die Kloschüssel, der Gestank und die dicke Luft in der Wellblechhütte in welcher das Buschklo steht eher zum Davonlaufen als zum Draufsitzen animieren.

Fortsetzung folgt

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